Historie und Geschichte des Doktor Johannes Faust |
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Es folgt nun der
dritte Teil Eine Historie von Kaiser Karl V. und Doktor Faust(Ain Historj vom Kayser Carolo Quinto. Vnnd Doctor Fausto)Kaiser Karl war mit seinem Hofstaat nach Innsbruck gekommen, dahin sich auch Doktor Faustus verfügte und von vielen Freiherren und Grafen und auch Adelspersonen wohl erkannt wurde, die seiner Kunst und Geschicklichkeit mehr gesehen hatten, sonderlich die, denen er mit Arzneien und Rezepten von vielen Schmerzen und Krankheiten geholfen hatte. Diese Herren und Adelspersonen, die so an den Hof zum Essen geladen waren, gaben ihm das Geleit zum Hof, welches der Kaiser Karl sah und deshalb nachfragte, wer er sei. Da wurde ihm angezeigt, es wäre Doktor Faustus. Darauf schwieg Kaiser Karl bis nach dem Essen. Und das geschah zur Sommerzeit nach Philippi und Jacobi. Also forderte der Kaiser den Faust in sein Gemach, hielt ihm vor, wie ihm bewusst sei, dass er ein Erfahrener der Nigromantie wäre und einen wahrsagenden Geist habe, und bittet ihn deshalb, dass er ihm auf sein Begehr in etwas, was er gerne wissen wollte, eine Probe tun wollte. Es sollte ihm dafür nichts widerfahren, das garantiere er bei seiner kaiserlichen Krone. Darauf Doktor Faustus sich in Untertänigkeit zu willfahren anbot. Nun, so höre mich, sagte der Kaiser. Ich habe einmal in meinem Lager viele Gedanken gehabt, wie vor mir meine Voreltern in so hohen Grad und Autorität gestiegen gewesen sind, denn ich und meine Nachkommen, die noch entspringen mögen, und sonderlich, dass in allen Monarchen der großmächtige Kaiser Alexander der Große eine Leuchte und Zier aller Kaiser ist. Denn manchem ist bewusst, welchen Reichtum, welches Königreich und welche Herrschaft er gehabt und an sich gebracht hat, welche mir und meinen Nachkommen wiederzubekommen oder zuwege zu bringen schwer sein wird, dieweil solche Herrschaft in viele Königreiche zerteilt ist. Ich aber wünsche immerdar, dass ich ihn auch erkannt und sehen hätte mögen in eigener Person, Form, Gestalt, Gang und Gebärde, desgleichen seine Gemahlin. Und da ich erfahren habe, dass du ein erfahrener Meister in deiner Kunst seiest, alle Dinge nach seiner Materie und Weise ins Werk zu bringen, also ist nochmals mein gnädiges Begehren, dass du mir hierauf Antwort geben wollest. Doktor Faustus gab ihm Antwort: Allergnädigster Herr, Eurer Kaiserliche Majestät etc. allergnädigstes Begehren, die Person Alexanders und seiner Gemahlin anbelangend, wie er ausgesehen habe und seine Gestalt gewesen sei, will ich, sofern ich es von meinem Geist vermag, gerne willfahren und sie sichtbarlich erscheinen lassen. Doch Eure Kaiserliche Majestät etc. soll wissen, dass ihre sterblichen Leiber nicht gegenwärtig sein können, noch von den Toten auferstehen, da solches unmöglich ist, sondern dieser Weise ist es, dass die Geister erfahrene, wohlwissende und uralte Geister sind, und solcher Leute Leiber auch annehmen und sich in sie verwandeln können, dass Eure Kaiserliche Majestät etc. also wahrhaftig Alexander sehen wird. Darauf ging Faustus aus dem Gemach des Kaisers, um sich mit seinem Geist zu besprechen, und ist dann ins kaiserliche Gemach wieder hineingegangen und hat dem Kaiser angezeigt, wie er ihm willfahren wolle, sofern er ihn nichts fragen noch reden wolle, was ihm der Kaiser bewilligte. Doktor Faustus tat die Tür auf und bald ging der Kaiser Alexander herein in aller Gestalt wie er im Leben gesehen worden war, nämlich ein wohlgesetztes dickes Männlein, das einen roten, gleich falben dichten Bart hatte, rote Backen und ein strenges Angesicht, als ob er Basiliskenaugen hätte. Er trat herein in einem ganz vollkommenen Harnisch, ging zum Kaiser Karl und verneigte sich mit einer tiefen Referenz. Der Kaiser wollte auch aufstehen und ihn empfangen, aber Doktor Faustus wollte solches nicht gestatten. Bald darauf, als der Kaiser Alexander sich abermals verneigte und wieder zur Tür hinausging, geht gleich seine Gemahlin ihm entgegen herein. Die erzeigte auch ihre Referenz. Sie ging in einem ganz blauen Samt mit goldenen Stickereien und Perlen umgeben, war auch überaus schön und rotbackig, wie Milch und Blut, langgestreckt und mit einem runden Angesicht. Indem dachte der Kaiser: Nun habe ich zwei Personen gesehen, die ich lange zu sehen begehrt habe, so kann es auch nicht fehlschlagen. Der Geist werde sich in solche Gestalt verwandelt haben und kann mich nicht betrügen, gleich wie das Weib, das Saul dem Propheten Samuel auferweckt hat. Und dass der Kaiser solches besser in Erfahrung bringen möge, dachte er bei sich: Nun hab ich oft gehört, dass sie hinter dem Rücken eine große Warze gehabt habe. Ist sie bei dem Bild zu finden, so wollte ich es nur noch besser glauben. Er geht also herzu, hebt ihr den Rock auf und fand also die Warze, da sie ihm wie ein Stock still hielt. Und also verschwand sie. Also wurde dem Kaiser Karl sein Begehr erstattet, dass er genugsam zufrieden war.
<zurück | Inhalt | weiter>zurück zum AnfangVolget nun das Dritte Theil. Ain Historj vom Kayser Carolo Quinto. Vnnd Doctor Fausto: Kayser Carolus ward mit seiner Hofhaltung gen Ynsprugg kommen/ Dahin Doctor Faustus sich auch verfuegt / von Vielen Freyherren vnnd Grafen / auch Adelspersonnen wol erkanndt / Die seine Kunst / vnnd geschicklicheit mehr gesehen / sonnderlich denen So er mit Artzneyen vnnd Recepten von Vielen schmertzen vnnd Kranckheiten geholffen / Dise herren / vnnd Adelspersonen so jn gen hof zum Essen geladen/ gaben jm das glaith gen hoff / welliches der Kayser Carolus ersehen/ Derhalben nachgefragt / wer Er sey / <zurück | Inhalt | weiter>zurück zum Anfang
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Wolfgang
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