Verschreibung
ICH, Doktor Johannes Faustus, bekenne mit dieser meiner
eigenen Hand und eigenem Blut, dass ich dieses mein erstes Instrument und meine
Verschreibung nun bis in das neunzehnte Jahr fest und steif gehalten habe und
Gott und allen Menschen feind gewesen bin. Hierauf setzte ich hintan Leib und
Seele und übergebe sie dem mächtigen Gott Luzifer, dass, so auch das fünfte
Jahr verlaufen ist, er mit mir zu schalten und zu walten hat. Neben dem, so
verspricht er mir, mein Leben wolle kürzer und auch länger sein, es sei im Tod
oder in der Hölle, mich auch keiner Pein teilhaftig zu machen.
Hierauf verspreche ich mich weiter, dass ich keinem
Menschen mehr gehorchen will, es sei mit Vermahnungen, Lehren, Abrichten,
Unterweisungen und Dräuungen, es sei im Wort Gottes, weltlichen und geistlichen
Sachen, und sonderlich keinem geistlichen Lehrer gehorchen noch seiner Lehre
nachkommen werde und alles getreulich und kräftig einhalte laut meiner
Verschreibung und eigenem Blut.
Auf solche gottlose verdammenswerte Verschreibung ist er
dem guten alten Mann so fein geworden, dass er ihm nach Leib und Leben
getrachtet hat, aber sein christliches Gebet und Wandel hat dem bösen Feind
einen großen Stoß gegeben, dass er ihm nicht konnte beikommen.
Über zwei Tage hernach, als der fromme Mann zu Bett gehen
wollte und im Bett lag, da hörte er im Haus ein großes Gerumpel, welches er
zuvor nie gehört hatte, und geht zu ihm in seine Kammer und knurrte wie eine
Sau und das währte nun lange. Darauf der alte Mann des Geistes zu spotten
anfing und sagte: O, wohl eine schöne bayrische Musik ist das. Ei wohl, ein
schöner Gesang ist das von einem Gespenst, wohl ein hübscher Gesang ist das
von einem schönen Engel, der nicht zwei Tage lang im Paradies hat bleiben
mögen. Vexiert sucht er jetzt anderer Leute Häuser heim und hat in seiner
Wohnung nicht bleiben können. Mit solchem Gespött hat er den Geist vertrieben.
Dann fragte Doktor Faustus, wie er mit dem Alten
umgegangen sei. Ihm antwortete der Geist also, dass er ihn nicht habe bekommen
können, denn er sei geharnischt gewesen (das Gebet ist gemeint). So habe er
seiner dazu gespottet, welches die Geister oder Gespenster nicht leiden können,
sonderlich, wenn man ihnen ihren Fall vorwirft. Also beschützt Gott wider den
bösen Geist alle frommen Christen, die sich Gott ergeben.
Obligation:
JCH Doctor Johann Faustus / Bekhenn mit diser meiner eignen Hannd vnd Bluet / Das jch diss mein Erst jnstrument vnnd verschreibung biß nun jnn das Neunzehend jar Vest vnnd steyf gehalten hab / Gott vnd allen Menschen feind gewest / Hierauff setz jch hindan Leib vnnd Seel / Vnnd Vbergibs dem Mechtigen Gott Lucifero. Das So auch Das Funffte jar verloffen ist / er mit mir zueschalten vnnd zuwalten hat/ neben dem so verspricht er mir mein Leben woll kurtzern vnd auch lenngern / es sey jnn Todt oder jnn der Hell / auch mich keiner Pein thailhafftig machen /
Hierauff versprich jch mich weitter / Das jch kainem Menschen mer gehorchen will / Es sey mit vermanen Lehren / abrichten / Vnderweysen vnnd Dreuhungen / es sey jm Wort Gottes/ Weltlichen / vnnd Geystlichen Sachen / vnnd sonnderlich keinem Geystlichen Lehrer gehorchen noch seiner Lehr nachkommen / alles getrewlich vnnd krefftig zuhalten Laut meiner verschreibung vnnd eignem Bluet.
Auff solliche Gottlose verdamliche Verschreibung jst er dem guetten Alten Mann so feind wordñ / Das er jm nach Leib vnnd Leben gestelt / aber sein Christlich gebett vnnd Wandel hat dem boesen Feindt ein grossen stoss thon Das er jm nicht konnen beykommen.
Vber zwen tag hernach als der Frombe Mann zu Betth gen Wolt / vnnd jm Betth lag / Da hört Er jm hauß ein gross gerimpell / welchs Er zuuor nie gehört / vnnd gehet zu jm jnn sein kamer kurret wie ein Saw/ das werdt nun lanng / Darauff der Alt Mann des Geistes zu spotten anfieng vnnd sagt O Wol ein schöne Bayerische Musica ist das / Ey wol ein schon gesanng ist das von einem gespenst / wol ein Hubsch gesang ist das von einem schonen Engell / Der nicht zwen taglanng jm Paradeis bleiben mögen / Vexiert suecht erst jetzundt ander Leuth heuser / vnnd hat jnn seiner wohnung nicht bleiben können / Mit sollichem gespött Hat Er den Geyst vertriben /
Dann Doctor Faustus fragt wie Er mit dem Alten vmbganngen sey: jm Antwurt der Geyst also / Das Er jm nicht habe können bekommen / dann Er sey geharnischt gewesen (.das gebett gemeint.) So hab Er sein darzue gespott/ Welliches die Geister / oder gespenst nicht leiden können / sonnderlich wann man jnen jren faall Verwurfft/ Also beschutzet Gott wider den boesen Geyst alle Frombe Christen so sich Gott ergeben/
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