Welches Gespräch Doktor Faust mit seinem Sohn neben der Vermachung des
Testaments gehabt hat
Als nun das Testament aufgerichtet war, beruft er
seinen Diener und hält ihm vor, was er dem Testament einverleibt habe, weil er
sich Zeit seines Lebens wohlgehalten und seine Heimlichkeit nicht offenbart
habe, deshalb solle er ihm noch eine Bitte angelegen sein, die er gewähren
wolle und da er seine Geschicklichkeit begehre.
Darauf antwortete der schöne Vater seinem hübschen
verwegenen Sohn, von dem wohl gesagt wurde, er hieße Christoph Wagner (mit E
und Ver = Verwegner), was seine
Bücher anbelangt, die von vorhin mit Erbschaft sein würden, doch dass er's
nicht ans Licht oder an den Tag kommen lassen, sondern seinen Nutzen damit
schaffen und fleißig darin studieren wolle (in des Teufels Irrlehren). Von
keinem andern, sprach Doktor Faustus, begehrst du meine Geschicklichkeit, die du
ja haben wirst, wenn du meine Bücher lieb hast, dich an niemand kehrst, sondern
bei mir bleibst. Was ist mehr dein Begehr? Mit meinem Geist Mephostophiles dir
zu dienen, dass kann indem nicht sein, dieweil er mir weiter zu dienen nicht
schuldig ist, noch einem andern nicht zu vergleichen. So du aber einen Geist und
Diener haben willst, da will ich dir auch einen verschaffen etc.
Bald am dritten Tag berief er den Famulus und hielt ihm
vor, wie er seinen Geist wolle. Ob er noch dieses Vorhabens sei und in welcher
Gestalt er ihm erscheinen sollte.
Er antwortete: Mein Herr und Vater, in Gestalt eines
Affen, auch in solcher Gestalt und Form. Darauf erschien ihm ein Geist in
Gestalt eines Affen, der in die Stube sprang.
Doktor Faustus sprach: Siehe, jetzt siehst du ihn, und er
wird dir nicht zu willen werden, bis nach meinem Tod, wenn mein Mephostophiles
oder Geist von dir genommen und du ihn nicht mehr sehen wirst. Im Fall du aber
dein Versprechen, welches dir zusteht, leisten musst, so wisse, dass, so du ihn
fordern und berufen würdest, du ihn Auerhahn nennen sollst, denn also heißt
er. Daneben, so bitte ich dich, dass du meine Taten, Künste, und was ich
getrieben habe, nicht offenbarst bis ich tot bin. Dann wollest du es
aufzeichnen, zusammenschreiben und in eine Historie transferieren. Dazu wird dir
dein Geist und Auerhahn helfen, und was dir vergessen ist, dich wieder erinnern
wird - denn man wird solche meine Geschichte von dir haben wollen.
Was Gesprech Doctor Faustus mit seinem Sun neben vermachung dess auffgerichten Testaments gehabt:
Als nun das Testament aufgerichtet wardt / Beruefft Er seinen Dienner/ helt jm fur / wie Er jn Testament eingeleibt hab / weil Er sich die zeit seines Lebens bej jm wolgehalten / Seine haimlicheit nicht offenbart / Derhalben soll Er jn noch ein bitt anlegen / Das wöll Er jn geweren/ Da begert er sein geschickhlicheit /
Darauff Antwurt der schon Vatter seinem Hubschen verwegnen Sun / Von dem wolgesagt / er hieß Cristoff Wagner mit dem .E. vnd Ver, Verwegner / Was sein Buecher belanngt / Die waren Vorhin mit Erbschafft sein / Doch das ers nicht jnns Liecht oder tag wolt kommen lassen / Sonnder seinen Nutz Darmit schaffen / vnnd fleissig darjnnen studiern (.jn Teuffel jrren.) kein andern sprach Doctor Faustus begerstu mein geschicklicheit / Die du ja haben wirdest / wann du meine Buecher lieb hast / dich an niemandt kerst / sonder bey mir bleibest / was ist mehr dein beger? mit Meinem Geyst Mephostophiles dir zudiennen / Das kan jnn dem nit sein / Dieweil er mir weitter zudiennen nicht schuldig ist / noch einem andern nicht zuuergleichen / So Du aber einen Geyst vnnd Dienner haben wilt / Da will jch Dir auch einen verschaffen etc.
Bald am Dritten tag beruefft Er den Famulum vnnd hielt jm fur wie Er einen Geyst wöll / Ob er noch dess furhabens sey / vnnd jnn was gestalt er jm erscheinen soll /
Er Antwurt Mein herr vnd Vatter jnn gestalt eines Affen / auch jnn solcher gestalt vnnd Form/ Darauff erschin jm ein Geyst jnn gestalt eines Affen Der jnn die Stuben sprang.
Doctor Faustus sprach syhe jetz sichstu jn / vnnd er wirt Dir nicht zu willen werden biß nach meinem todt / wañ mein Mephostophiles oder Geyst von Dir genomen / Vnnd du jn nicht mehr sehen wirdest / jm fahl Du aber dein versprechen / welliches zu Dir steht laysten / So wisse Das so du jn fordern vnnd berueffen wirdest / jn solstu nennen den Auerhanen / dann also Haist Er / Neben So bitt jch dich / Das du meine thatten / kunst vnnd was jch getriben hab nicht offenbarest biß jch Todt bin / Dann wöllestu es aufzeichnen zuesamen schreiben/ vnnd jnn ein Historiam (Transferiern) Transferiern / Darzue dir dein Geyst vnd Auerhann helffen / vnnd was dir vergessen ist/ dich wider erJnnern wirdt / Dann man wirdt solche meine Geschicht von dir haben wollen/
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