1801 |
7. Dezember: Geboren in Wien als
zweites Kind des Hof-
und Gerichtsadvokaten Dr. jur. Johannes Nestroy und seiner Frau
Maria Magdalena (geborene Constantin).
Nestroy verbringt seine Kindheit in Wien, Innere Stadt, teils
im heutigen Haus Bräunerstraße 3, teils im Sternhof in der
Jordangasse 5.
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Johann Nepomuk Nestroy
1842
Nestroy als Natzi
(Eulenspiegel)
Öl von Franz Gaul
Johann Nestroy
Johann Nestroy als
Knieriem
Photographie
Johann Nestroy als Sansquartier,
Aquarell von Melchior Fritsch, 1857
Marie Weiler
Nestroys Reisepass
Wenzel Scholz (1787-1857)
Johann Nestroy als
Tratschmiedl,
Franz Gaul, 1866
Nestroy als Bertram
in
»Robert der Teuxel«
Johann Nestroy 1834
Szene aus
"Zu ebener Erde und erster Stock"
Wenzel Scholz
Aquarell von Franz Gaul
Szene aus
"Der böse Geist Lumpazivagabundus"
Szene aus "Der Talisman"
J. Schoeller
Wenzel Scholz und Nestroy
als
"Nationalgardisten"
Johann Nestroy
Johann Nestroy als Willibald in
"Die schlimmen Buben in der Schule",
Lithographie von Melchior Fritsch, 1857
Szene aus "Freiheit in Krähwinkel"
mit Nestroy als Ultra
Aquarell von Johann Christian Schoeller, 1848
Johann Nepomuk Nestroy
Marie Weiler
Photographie, 1860
Johann Nestroy
Szene aus
"Lumpazivagabundus"
Illustration von A. Geiger
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1808-1810 |
Besuch der angesehene
Volksschule von St. Anna |
1810-1816 |
Besuch des Akademischen
Gymnasiums, anschließend des Gymnasiums der Schotten. |
1814 |
15. April: Nestroys
Mutter stirbt an Tuberkulose. |
1817-1822 |
Als Student
besucht Nestroy zuerst drei Philosophieklassen; seit 1820
Student der Rechte an der Wiener
Universität. Er bricht das Studium 1822 schließlich ohne
Abschluß ab. |
1818 |
8./9.
Dezember: Tritt als Baß-Solist in Händels Timotheus im
Redoutensaal auf und spielt dann vorwiegend humoristische
Gesangs- und Sprechrollen auf verschiedenen Liebhaberbühnen. |
1822 |
Juni:
Auftritt als Bass in Schuberts Männerquartett »Geist der
Liebe«.
24. und 31. August: Debüt als Sarastro mit großem
Erfolg bei Publikum und Kritikern; die berühmte Hallen-Arie
muß er wiederholen.
8. Oktober: Engagement am k. k.
Hoftheater nächst dem Kärntnertor. Nestroy schließt einen
Kontrakt für zwei Jahre ab (600 Gulden Gage).
Bei Haustheaterveranstaltungen des Notariatssekretärs Franz
Wilhelm Zwettlinger lernt Nestroy Maria Wilhelmine von Nespiesny
kennen.
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1823 |
7. September:
Heiratet Johann Nestroy Wilhelmine Nespiesny, anerkannte Tochter eines Grafen Zichy
von Vasonykeö (*12. April 1804, +16. November 1870).
Engagement in Amsterdam am Deutschen Theater (im ersten Jahr mit 1.600 Gulden
Gage):
18. Oktober: Debüt als Kaspar in Webers »Freischütz«. |
1824 |
Übernimmt Nestroy, obwohl hauptsächlich
Opernsänger, einige Sprechrollen.
21. April: Geburt des Sohnes Gustav
9. Juni: Nestroy verlängert das Engagement am Deutschen Theater
bei weit besseren Bedingungen ( 2.500 Gulden) für ein weiteres
Jahr. |
1825 |
13. August:
Nestroy steht in Amsterdam zum letzten Mal auf der Bühne.
Das Deutsche Theater fällt
der nationalen niederländischen Opposition zum Opfer und wird
geschlossen, worauf Nestroy Amsterdam verläßt.
31. Oktober: Erster Auftritt und Engagement am Nationaltheater in Brünn
(2.800 Gulden Gage); Vertrag bis Ostern 1827.
Sein Repertoire an berühmten Opernpartien umfaßt den Leporello
(Don Giovanni), Arminius (Titus), Papageno (Zauberflöte),
Figaro (Barbier von Sevilla); daneben Sprechrollen, z. B. in
Schillers Dramen (Geßler in Wilhelm Tell)
und in Ifflands und Kotzebues Stücken.
Verstöße gegen die Theaterzensur und die Geringschätzung
gegenüber dem Publikum bringen ihm im Dezember 1825
Arreststrafen ein.
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1826
|
- Prinz
Friedrich, Romantisches Trauerspiel (geschrieben
1826, vielleicht auch schon früher, aber aufgeführt
jedenfalls erst 1841, wurde dieses Stück zu einem grandiosen
Mißerfolg; schon die zweite und zugleich letzte Vorstellung
spielte man vor fast leerem Haus).
Nestroy wendet sich vermehrt dem Sprechtheater zu, da die
Tragfähigkeit seiner Gesangsstimme allmählich nachläßt. Er
spielt zuerst ernste Rollen des klassischen deutschen Theaters,
etwa den Geßler im Wilhelm Tell, Burleigh
in Schillers Maria Stuart oder den Geist in Shakespeares Hamlet.
Seine Leistungen werden zwar von der Kritik anerkannt, aber beim
Publikum findet er damit viel weniger Anklang als mit seinen
burlesk-komischen Rollen.
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1826 |
Im April 1826 wird
Nestroy abermals zur Polizei zitiert. Der Vertrag in Brünn wird
annulliert, weil er strikt erklärt, sich das Extemporieren
nicht verbieten zu lassen
Engagement in Graz (3.000 Gulden Gage und Zusatzeinnahmen) und Preßburg.
Viele Sprechrollen, aber die Opernpartien überwiegen noch.
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1827 |
Durchbruch als
Schauspieler im komischen Fach. Die Sprechrollen
überwiegen nun bereits.
Wilhelmine
Nestroy läßt ihren Mann mit dem dreijährigen Sohn Gustav sitzen und
geht mit dem flotten Grafen Batthyany auf und davon.
- Der Zettelträger
Papp, Komische Kleinigkeit (Erstes Dialektstück)
- Zwölf Mädchen in
Uniform (nach der Vorlage von E. Angely),
groteske Darstellung des Invaliden Sansquartier
- eine wahrhafte
Lebensrolle, die Nestroy noch in seinem letzten Lebensjahr spielte!
|
1828-1834 |
Nestroy schreibt für sich selbst vielfach
burleske, manchmal satirisch-groteske »Zauberpossen« und
Parodien. |
1828 |
Beginn der Lebensgemeinschaft mit der Sängerin
Marie Weiler (* 13. September 1809, + 31. Oktober 1864), die
Nestroy in Graz kennengelernt hat. Als Künstlerin weniger
bedeutend, beginnt sie sich zunehmend um die finanzielle und
organisatorische Seite von Nestroys Theaterleben zu kümmern.
- Die Verbannung aus dem Zauberreiche, Zauberspiel mit
Gesang
|
1829 |
Wiener Gastspiel am Theater in der Josefstadt.
- Der Einsilbige, Posse (verloren).
-
Der Tod am Hochzeitstage, Zauberspiel. Wiener
Uraufführung.
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1830 |
Auftritt als Gastsänger am Kärntnertortheater (letzter
Versuch im Opernfach).
- Der unzusammenhängende Zusammenhang. Quodlibet
(verloren).
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1831 |
Nestroys Rollenverzeichnis führt zu diesem Zeitpunkt bereits
stattliche 451 verschiedene Rollen auf.
- Magische Eilwagenreise durch die Komödienwelt, Schaugemälde.
(Quodlibet nebst einem Vorspiel)
-
Zwei Schüssel voll Faschingskrapfen, Quodlibet
(verloren).
11. März: Zweites Wiener
Gastspiel am Theater in der Josefstadt.
26. März: Kündigung in Graz und Pressburg.
8. Mai: Debüt in Lemberg als Rappelkopf in Raimunds »Alpenkönig
und Menschenfeind«.
Engagement an Direktor
Carls (Karl Andreas von Bernbrunn, 1787-1854) Theater an der Wien als Komiker und
Bühnendichter (Jahresgage von 2.000 Gulden). Der Vertrag mit
dem berüchtigten Theaterdirektor, der einen guten Spürsinn
für Talente hatte, aber seine Schauspieler, Autoren und
Komponisten mit beinharten Verträgen an seine Theater zu
fesseln pflegte, wurde gemeinsam mit Marie Weiler geschlossen.
Wenzel
Scholz wird der leiblich und temperamenthaft gegensätzliche
Partner Nestroys in allen seinen Stücken bis 1857. |
1832 |
- Der gefühlvolle
Kerkermeister, Parodie m. G.
-
Nagerl und Handschuh, Parodie m. G.
-
Humoristische Eilwagenreise durch die Theaterwelt, Quodlibet
nebst einem Vorspiel Der
Theaterdiener, die Benefizvorstellung und das Quodlibet.
- Zampa, der Tagdieb, Parodie
m. G.
-
Der konfuse Zauberer, Originalzauberspiel.
-
Die Zauberreise in die Ritterzeit, Originalzauberspiel.
-
Genius, Schuster und Marqueur, Zauberposse (nicht
aufgeführt).
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1833
|
- Der Feenball, Faschingsposse
(nicht aufgeführt. Vorstufe zu Lumpazivagabundus).
- Der
Zauberer Februar, Lokales
Zauberspiel m. G. (verloren).
-
Der böse Geist Lumpazivagabundus, Zauberposse m. G.
Nestroys Rollenbuch weist jetzt bereits 497 Rollen auf, die
Nestroy in den 10 Jahren seit 1823 gespielt hat, davon nur 14 in
eigenen Stücken.
Nestroy fesselt und erheitert das Publikum durch seinen
unverwechselbaren Darstellungsstil. Da ist sein eindringlicher
Blick, die nuanciert groteske Art seiner Bewegungen, die
zweideutige Mimik und Gestik und natürlich vor allem seine
geradezu akrobatische Sprachgewandtheit, die das Publikum zu
wahren Lachstürmen hinreißt. Da ist aber auch der ätzende,
"blutige" Sarkasmus, der immer wieder hindurchscheint
und die Menschen zu beklemmen versteht. Mit diesen Werkzeugen
seines Könnens vermochte Nestroy virtuos zu spielen und dem
Publikum heiße und kalte Schauer über den Rücken zu jagen.
|
1834 |
5. März: Der Vater Johannes Nestroy stirbt verarmt und
hinterläßt Schulden.
- Der Zauberer Sulphurelektrimagnetikophosphoratus,
Zauberspiel m. G.
- Müller,
Kohlenbrenner und Sesseltrager oder Die Träume von Schale und
Kern, Zauberspiel.
- Das
Verlobungsfest im Feenreiche, Zauberspiel
(nicht aufgeführt)
-
Die Gleichheit der Jahre, Lokalposse.
-
Die Familien Zwirn, Knieriem und Leim, Zauberspiel. Es ist
das letzte Stück Nestroys mit einem Zauberrahmen mit Ausnahme
der Parodie Der Kobold (1838). Der gutmütige
Teufel (1851) gehört trotz der Bezeichnung
»Zauberspiel« auch nicht in diese Kategorie.
-
Die Fahrt mit dem Dampfwagen, Vorspiel zu einem Quodlibet.
|
1835 |
-
Weder
Lorbeerbaum noch Bettelstab, Parodierende Posse m. G.
- Eulenspiegel, Posse m. G.
-
Zu ebener Erde und erster Stock, Lokalposse (Materialien).
Dieses Stück wird ein großer Erfolg; nur der Journalist
Franz Wiest schreibt im Sammler einen spöttischen
Artikel. Nestroy extemporiert daraufhin:
»An dem Tisch wird
Whist gespielt – ’s is merkwürdig, dass das geistreiche
in England erfundene Spiel den gleichen Namen mit dem dümmsten
Menschen von Wien hat!“
Wiest klagt, und
Nestroy wird zu fünf Tagen Arrest verurteilt.
|
1836-1845 |
Nestroy
steigert die Form der Posse zu stark ausgesprochener, manchmal
satirischer, manchmal rein spielerischer Eigenart. Seine
Sprachkunst gewinnt gelegentlich Eigenleben. |
1836 |
|
1837 |
|
1838 |
- Glück, Mißbrauch
und Rückkehr, Posse (auf dem Theaterzettel
»Lustspiel«).
Gastspiel in Ungarn.
- Der Kobold oder
Staberl im Feendienste,
Parodierende
Zauberposse.
Gegen Torheit gibt es kein Mittel, Lustiges Trauerspiel m.
G.
|
1839 |
19.
Jänner: Erster Auftritt im Theater in der Leopoldstadt, das nun
auch, neben dem Theater an der Wien, Direktor Carl untersteht.
Von nun an häufig ausgedehnte Gastspiele in Österreich.
|
1840 |
- Der Färber und
sein Zwillingsbruder, Posse m. G.
-
Der Erbschleicher, Posse m. G.
-
Die zusammengestoppelte Komödie, Komisches
Quodlibet m. G.
-
Der Talisman, Posse m. G. (Materialien)
Nestroys Rollenbuch
zeigt nun bereits 630 verschiedene Rollen, davon nur 38 in
eigenen Stücken. Sein Darstellungsstil wird gedämpfter,
milder, menschlicher; eine weiser Humor überstrahlt zunehmend
die beißende Satire.
|
1841 |
Gastspiel in Hamburg. |
1842 |
- Einen Jux will er
sich machen, Posse m. G.
-
Die Ereignisse im Gasthofe. Komische Szenenreihe.
-
Die Papiere des Teufels, Posse m. G. und einem Vorspiel.
|
1843 |
- Liebesgeschichten
und Heiratssachen, Posse m. G.
-
Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte, nebst Vorspiel, Die
dramatischen Zimmerherrn.
-
Nur Ruhe, Posse m. G.
Gastspiel in Breslau. |
1844 |
11.–25. Juli: Gastspiel in Prag.
1.–27. August: Gastspiel am Königsstädter Theater in
Berlin.
Anschließend Gastspiel in Frankfurt. |
1845 |
Wilhemine
wird auf Nestroys Betreiben gerichtlich von ihm geschieden;
die Scheidung sichert ihr bis an ihr Lebensende Alimente in der
Höhe von 45 Gulden monatlich
- Die beiden Herrn
Söhne, Posse m. G.
-
Das Gewürzkrämerkleeblatt, Posse m. G.
-
Unverhofft, Posse m. G.
Direktor Carls Ensemble
spielt seit 1. Mai nur mehr am Theater in der Leopoldstadt,
nicht mehr im Theater an der Wien.
12. Juli: Gastspiel in Brünn.
17. Juli: Gastspiel in Berlin.
10. August: Gastspiel in Prag.
10.–22. September: Einziges Gastspiel in München. |
1846 |
|
1846-1852 |
Beeindruckt
vom Unbedeutenden, spornen die Kritiker Nestroy an, sich
dem erzieherischen - ernsten oder humoristischen -
»Volksstück« und einem »gemäßigten« Realismus zuzuwenden.
Nestroy pendelt zwischen dieser Form und der echten Posse. Die
politischen Vorgänge der Zeit sind gedanklich und sprachlich
häufig in beiden Typen reflektiert.
- Zwei ewige Juden
für einen, Burleske m. G.
|
1847 |
- Der Schützling, Posse
m. G.
Gastspiele in Berlin,
Hamburg, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und anderen deutschen
Städten.
7. Mai: Letzte
Vorstellung im Leopoldstädter Theater vor dem Umbau. Von Mitte
September bis zur Neueröffnung spielt man interimistisch im Odeon.
Wiedereröffnung am 10. Dezember als »Carl-Theater«
mit:
29. Mai bis 16. Juni: Gastspiel in Brünn.
20. Juni bis 15. Juli: Gastspiel in Prag.
Gastspiele in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden.
|
1848
|
- Martha, Parodierende
Posse m. G.
13. März: Erfolgreiche
Revolution in Wien.
14. März: Aufhebung
der Zensur.
im Oktober neuerlich
Aufstände.
31. Oktober: Die kaiserliche Armee unter Windischgraetz besetzt
Wien.
1. November:
Kapitulation Wiens vor der kaiserlichen Armee.
11. November:
Wiedereinführung der Zensur.
2. Dezember: Franz Joseph wird Kaiser.
|
1849 |
- Lady und
Schneider, Posse m. G.
-
Judith und Holofernes, Travestie
m. G.
-
Höllenangst, Posse m. G.
-
Der alte Mann mit der
jungen Frau, Volksstück
m. G. (nicht aufgeführt).
|
1850 |
- Sie sollen ihn
nicht haben, Posse m. G.
-
Karikaturen-Charivari mit
Heiratszweck, Posse m. G.
-
Alles will den Propheten sehen,
Posse m. G.
-
Verwickelte Geschichte, Posse m. G.
Alle
vier Stücke dieses Jahres fallen beim Publikum durch. Nestroys
Darstellungsstil wandelt sich neuerlich zur Karikatur, zur
Groteske, vor allem aber zur Parodie, aber sein Sarkasmus wirkt
abgeklärt und beinahe liebenswürdig. |
1851 |
- Mein
Freund, Posse
m. G.
-
Der gutmütige Teufel, Zauberspiel m. G. und Tanz.
|
1852 |
- Kampl, Posse
m. G. Von der zeitgenössischen Kritik als echtes
»Volksstück« und Höhepunkt von Nestroys Schaffen und
Menschlichkeit betrachtet.
|
1853-1862 |
Rückkehr zur
reinen Posse, oft vereint mit sprachlicher Virtuosität.
Einfluß typischer Vaudeville-Handlungen und der Offenbachschen
Operette. |
1853 |
Sensationelles Gastspiel
in Berlin. |
1854 |
- Theaterg'schichten durch Liebe, Intrige, Geld und
Dummheit, Posse
m. G. (Satire auf Theater und Theaternarren).
15. August: Theaterdirektor Carl stirbt in Ischl an einem
Schlaganfall.
1. November: Auf Bitten der Erben übernimmt Nestroy das
Carl-Theater als Pächter und Direktor, nachdem am 28. Oktober
die k. k. Oberste Polizeibehörde die Konzession gewährt hatte.
Das ausführliche und sehr positive Gutachten hebt Nestroys
Eignung und besondere Qualifikation hervor. Zusammen mit Marie
Weiler und seinem Freund Ernst Stainhauser führt Nestroy die
Geschäfte und erneuert zu besseren Bedingungen die Verträge
mit Scholz, Grois und Treumann. Bei der Übernahme der Direktion
hatte er knapp 19.000 Gulden für die Pacht aufnehmen müssen,
dem stand am Ende der ersten Spielzeit bereits ein Gewinn von
knapp 30.000 Gulden gegenüber, der sich in den folgenden Jahren
auf etwa 45.000 Gulden erhöhte. |
1855 |
- Nur keck, Posse
m. G. (nicht aufgeführt bis 1943).
|
1856
|
Nestroy
zweigt mit Wissen seines Freundes Stainhauser nicht
unbeträchtliche Summen für seine Spielleidenschaft und für
seine Liebesaffären ab. Es folgt ein mehrere Monate
währendes Zerwürfnis mit Marie Weiler, besonders wegen
Nestroys Affäre mit Caroline Köfer, aber auch wegen Nestroys
finanzieller Leichtsinnigkeit, die den Theaterbetrieb gefährde. Im Dezember
übernimmt Sie schließlich die Verwaltung des Carl-Theaters.
|
Wenzel Scholz, Karl Treumann und Nestroy,
Lithographie von Joseph Kriehuber, 1855
|
1857 |
- Umsonst, Posse
m. G. und Tanz.
Sommerreise mit Weiler und Tochter nach Paris, Scheveningen,
Den Haag und Amsterdam.
5. Oktober: Wenzel Scholz stirbt 70-jährig.
- Tannhäuser,
Zukunftsposse mit vergangener Musik und gegenwärtigen
Gruppierungen. Musikalisch-dramatische Parodie.
|
Nestroy als Jupiter
in Offenbachs Operette
»Orpheus in der Unterwelt«
Nestroy als Pan in Offenbachs
"Daphnis und Chloe"
Aquarell von Emil von Hartitzsch
Simbolografisches
Lebensbild
Kolorierte Lithographie nach
Ferdinand Tewele, 1860
Johann Nestroy
Grabstein auf dem
Ehrengrab am
Wiener Zentralfriedhof
|
1857/58 |
- Zeitvertreib,
Posse (nicht aufgeführt bis 1923).
|
1858 |
April:
Aufenthalt in Triest.
Mai: Zerwürfnis mit Marie Weiler, u.a. wegen einer
Vaterschaftsklage, wegen der Geldmittel, die Nestroy nach wie
vor abzweigt, aber auch, weil Nestroy ihr "an die
spanische Inquisition mahnendes Spionieren ihrerseits"
nicht verträgt. Ihre Verdienste um das Theater weiß Nestroy
aber zu schätzen.
Nestroy vereinbart mit
den Erben Carls die Übergabe des Theaters für den 1. November
1860.
1. Juni: Nestroy reist allein nach Hamburg, Paris und Helgoland.
30. Juli: Rückkehr nach Ischl und Versöhnung mit Marie;
Legitimation der beiden Kinder.
Erste Offenbach-Operette auf der Wiener Bühne.
|
1859 |
- Lohengrin. Musikalisch-dramatische
Parodie.
Mai: Ankauf eines Stadthauses in Graz.
Juli: Reise nach Helgoland. Kauf einer Villa in Ischl.
|
1860 |
17.
März: Nestroy tritt als Jupiter in Offenbachs Operette »Orpheus
in der Unterwelt« auf.
Letzte Reise nach Helgoland.
Die Villa in Ischl wird umgebaut.
30. Oktober: Nestroy verabschiedet sich vom Publikum des
Carl-Theaters mit einem Programm, das ihn in sechs verschiedenen
Rollen zeigt. Nestroy wird mit einem simbolografischen
Lebensbild geehrt, das ihn in verschiedenen Rollen zeigt.
31. Oktober:
Nestroy gibt die Tätigkeit als Direktor und Schauspieler des Carl-Theater
auf und übersiedelt nach Graz.
1. November: Eröffnung des neuen Theaters am Franz-Josephs-Quai
unter der Leitung von Karl Treumann.
|
1861 |
4.
Februar bis 23. März: Gastspiele im
Wiener Theater am Franz-Josephs-Quai. |
1862 |
4. März: Nestroy
tritt zum letzten Mal in Wien auf (in der Rolle des Knieriem).
29. April: Letzter Auftritt in Graz.
Während seiner
vierzigjährigen Bühnenlaufbahn hat Johann Nestroy rund 880
verschiedene Rollen zur Darstellung gebracht.
25. Mai: Nestroy stirbt in Graz an den Folgen eines Schlaganfalls. Der Leichnam
wird nach Wien überführt. In seinem Testament, in dem er auch
die Furcht vor der "Möglichkeit des
Lebendigbegrabenwerdens" äußert, setzt er Marie
Weiler zur Universalerbin ein, die er "treue Freundin
meiner Tage" nennt und ihr "aufopferndes
Wirken" hervorhebt.
2. Juni: Begräbnis in
Wien unter massenhafter Beteiligung des Volkes. Eineinhalb
Stunden lang bewegte sich der Trauerzug durch das dichte Spalier
der Wiener Bevölkerung vom Vorstadttheater jenseits des
Donaukanals weiter über die Ringstraße hinaus zum Währinger
Friedhof.
|
1881 |
Der Leichnam Johann Nestroys wird exhumiert und in einem
Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
|