Zeittafel
zu Leben und Werk
(wird nach und nach vervollständigt)
1849 |
Am 22. Jänner wird Johann August Strindberg
in Stockholm als viertes Kind des Schiffskommissionärs Carl
Oscar Strindberg und seiner Frau Ulrica Eleonora
geboren. Strindbergs Mutter hatte einstmals als Magd und Kellnerin
gearbeitet, weswegen sich Strindberg, der sich gerne als Sproß
der Unterklasse sah, in seinen späteren autobiographischen Schriften
als Sohn der Magd bezeichnete, deren Sklavenblut
er geerbt habe - um damit gleichsam dem naturalistischen
Dogma der erblichen Belastung zu genügen. Wegen des unsteten
Wesens des Vaters und wohl auch wegen der wechselhaften finanziellen
Situation, die sich aus den sehr schwankenden Erträgen der Schifffahrtsagentur
ergaben, wechselte die Familie sehr häufig den Wohnsitz.
Während der ersten Kindheitsjahre Strindbergs wohnt die Familie
im Klaraviertel Stockholms.
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Das Haus
nahe der Klarakirche, wo Strindberg seine Kindheit verlebte.
Nach einer Zeichnung seines
Bruders Axel, 1862.
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Das Bild, das Strindberg sich später von
seinem Vater machte, ist sehr stark durch seine eigenen Charakterzüge
gefärbt. Der Vater sei ein Aristokrat von Geburt und Erziehung
und eine durchaus verschlossene Natur gewesen, der
vielleicht deshalb einen kräftigen Willen besaß und stets
sehr penibel gekleidet und auf strengen Gehorsam der Kinder
bedacht war. August selbst war ein sehr ruhiges, scheues und
verschlossenes Kind. Wie sein Vater liebte und sammelte er Blumen
und begann sich schon sehr früh für die Naturwissenschaften
zu interessieren.
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1853 |
Konkurs des Vaters, von dem dieser sich
allerdings bald wieder erholt. Wenn Strindberg später immer
wieder betonen wird, dass Furcht und Hunger seine ersten
Wahrnehmungen gewesen seien, so ist das ziemlich stark übertrieben,
denn zumeist war Strindbergs Vater durchaus wohlhabend und konnte
sich stets Diener und Mägde leisten. Die Abstammung aus ärmlichen
Verhältnissen, die Strindberg immer wieder betonte, entspringt
mehr der von ihm selbst sehr sorgsam gepflegten eigenen Lebenslegende.
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1856 |
Die Familie übersiedelt aus dem Klaraviertel
in den Norden der Stadt und bewohnt dort in ländlicher Umgebung
ein zweistöckiges Haus. August besucht aber bis 1860 weiterhin
die Schule im Klaraviertel. Als die Familie später noch weiter
hinaus zog, wurde der Schulweg schließlich beinahe unerträglich
lang und beschwerlich. Nur schaudernd erinnerte sich Strindberg
später an seine erste Schulzeit, denn in der Klaraschule wurde
den Kindern Wissen und Disziplin regelrecht eingebleut.
Allerdings wurden, wie August bald bemerkte, die Kinder situierterer
Familien wesentlich seltener und milder bestraft als die sozial
Schwächeren.
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1860 |
August kommt nun in die näher gelegene Jakobschule.
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1861 |
Ab dem Herbst besucht August das private
Stockholmer Lyceum, in dem es recht liberal zuging. Hier macht
August rasche Fortschritte; nur für Mathematik und alte Sprachen
zeigt er sich wenig begabt. Umso mehr interessierten ihn dafür
die lebenden Sprachen und die Naturwissenschaften.
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1862 |
Am 20. März stirbt August Strindbergs Mutter
an Lungentuberkolose. Für ein knappes Jahr verbessert sich
die problematische Beziehung zum Vater, bis dieser schließlich
ein zweites Mal heiratet, und zwar die zweiundzwanzigjährige
Erzieherin der Kinder, Emma Charlotta Petterson, die
keines der Kinder besonders gut leiden konnte.
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Strindberg
im 18. Lebensjahr
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1867 |
Am 25. Mai schließt Strindberg seine Schulzeit
in Stockholm mit dem Abitur ab und beginnt ab September in Uppsala
Ästhetik und lebende Sprachen zu studieren. Nach außen
hin ist seine Erscheinung sanft und licht, zugleich erfüllt
ihn ein unbändiges Verlangen nach starken Getränken; im Rausch
fühlt er sich selig, stark und froh, freundlich und mild. Im
Innern tobt aber schon längst jener dramatische Seelenkampf,
der sein ganzes irdisches Dasein begleiten wird.
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1866 |
Strindberg wird für
kurze Zeit Volontär bei den Scharfschützen, die Begeisterung
für das Militär verfliegt allerdings sehr bald wieder.
Danach ist Strindberg als Hauslehrer des vornehmen königlichen
Sekretärs Carl Otto Trotz tätig, der in in
sein Sommerhaus auf einer der Stockholmer Schären mitnimmt,
wodurch Strindbergs lebenslange intensive Gemütsbeziehung
zur schwedischen Inselwelt begründet. Viele seiner späteren
Erzählungen wird er hier ansiedeln, und hierher wird es
ihn auch immer wieder zurückziehen:
Das war seine
Landschaft, die wahre Umgebung seiner Natur; Idyllen, armselige,
höckerige graue Steininseln mit Tannenwald, hinausgeworfen
in große stürmische Buchten, das unendliche Meer
im Hintergrund - in gebührender Entfernung.
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Zutiefst verletzt
fühlt sich Strindberg allerdings dadurch, dass er von den
Adeligen wie ein Dienstbote behandelt wird.
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1868 |
Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten,
nimmt Strindberg eine Stellung als Grundschullehrer in Stockholm
an und wird schließlich Hauslehrer bei dem Arzt Axel Lamm,
der ihn zum Medizinstudium überredet. Er beginnt mit chemischer
Laborarbeit am Technologischen Institut und wird mit ermüdend
trockenen Lektionen über Flora und Fauna, Anatomie, Physik
- und vorallem mit dem verhassten Latein überschüttet.
Im Herbst dieses Jahres stellte er sich im Hause Lamms
eine mit Blausäure gefüllte Ampulle her, die er seitdem
immer mit sich trug und die zu besitzen seltsam reizvoll für
ihn war: Der Tod, das Ende, in ein paar Tropfen unter einem
Glasstöpsel.
Das Dramatische Theater, das nur
wenige Schritte von Strindbergs Quartier entfernt lag, besuchte
er mehrmals in der Woche. Gemeinsam mit jungen Lehrerkollegen
liest er mit flammender BegeisterungSchillers
«Räuber»:
Hier wird Aufruhr
gepredigt; Aufruhr gegen Gesetze, Gesellschaft, Sitten, Religion.
Dies war die Revolution von 1781, also acht Jahre vor der
Großen Revolution. Dies war das Anarchistenprogramm
hundert Jahre vor seiner Zeit, und Karl Moor war Nihilist.
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1869 |
Als Strindberg im
Mai ein chemisches Examen in Uppsala trotz seiner ausgedehnten
Laboratoriumsarbeit nicht besteht, unterbricht Strindberg sein
Studium, um Schauspieler zu werden, scheitert aber bereits bei
seinem Auftrittsdebut. Ein daraufhin im November unternommener
Selbstmordversuch scheitert ebenso - das Opium, das er zu sich
genommen hatte, war nicht stark genug. In dem abklingenden Opiumrausch
beginnt er aber seine wahre Begabung als Schriftsteller zu erkennen
und schreibt wie besessen innerhalb weniger Tage die Komödie
Eine Namenstagsgabe
nieder, das vom Konflikt eines Sohnes mit Vater und Stiefmutter
handelte. Das Manuskript, das vom Dramatischen Theater nicht
angenommen wurde, ging später allerdings verloren.
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1870 |
Im Frühjahr
setzt Strindberg sein Studium in Uppsala fort. Gemeinsam mit
anderen Studenten gründet er den Runa-Bund, einen
literarischen Zirkel neunordischer Prägung, der auf die
altnordische Tradition zurückgriff und wo man sich altnordische
Namen nach den Runen-Bedeutungen wählte und eigene Dichtungen
vortrug und diskutierte.
Am 13. September
wird Strindbergs Einakter In
Rom uraufgeführt, das erste
auf der Bühne gespielte Werk Strindbergs, das eine Episode
aus dem Leben des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen
wirderspiegelt. Während der Uraufführung war Strindberg
so entnervt, dass er nur seine Fehler registrierte und die Vorstellung
noch vor ihrem Ende fluchtartig verließ. Seitdem vermied
er es, wo immer möglich, den Premieren seiner Stücke
beizuwohnen.
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August
Strindberg 1871
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1871 |
Der Friedlose,
ein Einakter, der an eine isländische Sage anknüpft,
in der es um einen heidnischen Jarl des 12. Jahrhunderts geht,
der sich dem Christentum widersetzt, aber von Gott in die Knie
gezwungen wird, wird erfolglos in Stockholm aufgeführt,
bringt Strindberg aber immerhin eine Audienz bei dem kunstsinnigen
König Karl XV. ein, der ihm ein Stipendium zum Abschluss
seiner Studien gewährt. Nach dem Tod des Königs im
folgenden Jahr erfolgen aber keine weiteren Auszahlungen mehr.
Im Sommer weilt Strindberg erstmals auf der Schäre Kymmendö.
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1872 |
Das
Universitätsstudium ist Strindberg mittlerweile gründlich
verleidet. Seine schriftliche Arbeit im Hauptfach Ästhetik,
Hakon Jarl oder Idealismus und
Realismus, orientiert sich an der von
Søren Kierkegaard in «Entweder-Oder»
praktizierte Methode der existentiellen Entscheidung in der
konkreten Lebenssituation, ohne in den Konsequenzen allerdings
Kierkegaard zu folgen. Vielmehr will Strindberg das Entweder-Oder
von Politik und Poesie, von Idealismus und Materialismus dadurch
überwinden, dass er eine entschieden realistische Gestaltung
fordert. Die
Examensarbeit wird allerdings nicht angenommen,
und so verläßt Strindberg im März Uppsala ohne
Abschlußexamen, um sich in Stockholm als Schriftsteller,
Journalist (er veröffentlichte seine Artikel in der neuliberalen
«Aftonposten»)
und Maler zu versuchen.
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Kymmendö nach einer
Zeichnung
von August Strindberg
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August Strindberg,
Strandpartie Kymmendö
Eine
erste Frucht seiner schriftstellerischen
Arbeit ist Meister Olof,
ein im Vorsommer auf Kymmendö
geschaffenes Prosawerk für die Bühne, dass sich mit
dem Leben des schwedischen lutherischen Reformators Olof
Petersson (Olaus
Petri) auseinandersetzt, der Gustav
I. Wasa gemeinsam mit Laurentius Andreae
bei der Gründung der 1527 ins Leben gerufenen protestantischen
Nationalkirche unterstützt hatte. Wegen seiner als nihilistisch
und destruktiv aufgefassten Tendenz wird es, trotzdem Strindberg
es jahrelang umzuschreiben versuchte, von keinem Theater angenommen.
Verzweifelt über den Misserfolg des Olof ergreifen ihn
wieder peinigende Angstzustände und quälende Selbstmordgedanken.
Hass und blinde Zerstörungswut durchstürmen seine Seele. In
einem Brief schreibt der Dreiundzwanzigjährige:
Einmal in meiner
Jugend, denn nun bin ich uralt, sah ich in der Religion und
in der damit verbundenen Moral das Höchste. Aber Gott,
die Moral und alles, was sie mit sich brachte, wurde mir zuwider.
Ich sehnte mich nach etwas Höherem, etwas Besserem. Gib
mir Genialität, betete ich leise in meinem Innern, denn
damals betete ich noch, und ich werde Sittlichkeit, Gottesfurcht
und das ganze Gerumpel dafür eintauschen!.. Ich habe
mich auf den Dreifuß gesetzt, und die heiligen Dämpfe
steigen mir zu Kopf; der Kopf hält stand, doch das Herz
ist ausgebrannt. Meine Brust ist nur noch eine Höhle,
und müßte ich nicht oft ganze Stürme von Seufzern
ausstoßen, würde ich sogar daran zweifeln, daß
in dem Leerraum überhaupt Lungen hängen.
Ich bin leer;
ich habe den Glauben an mich selbst verloren, und ich bin
der Meinung, daß der Glaube an die Vorsehung, die gebietet
und lenkt, auch nichts wert ist.
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Als Redakteur eines Versicherungsblattes
agiert Strindberg eher glücklos, indem er das Versicherungswesen,
namentlich eine «See-Versicherung»,
unermüdlich bloßstellt und so
nicht wenig zum Bankrott des Blattes beiträgt. Auf der Flucht
vor seinen Gläubigern taucht er für einige Monate als Statist
im Göteborger Theater unter und wird dann Lehrling im Telegrafenamt
von Sandhamn.
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Gustav Edvard Klemming,
nach einer aquarellierten Zeichnung von August Strindberg, um
1880
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1873 |
Die lebendige Reportage über eine Schiffskatastrophe
und über die anschließende Gerichtsverhandlung beschert Strindberg
im Dezember eine Anstellung als Redakteur beim Dagens Nyheter,
den er aber bereits im nächsten Jahr wieder verläßt.
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1874 |
Strindberg schreibt nun für verschiedene
Blätter. Erfolgreich bewirbt er sich bei der Königlichen Bibliothek
um eine Stellung als «Königlicher
Sekretär»,
die ihm von Oberbibliothekar Gustav Edvard Klemming gewährt
wird. Diese Stellung verschafft ihm zwar nur ein kümmerliches
Einkommen, aber einiges soziales Ansehen. Klemming war eine
sehr skurrile, aber nicht wenig imponierende und für Strindberg
wohl recht bedeutsame Gestalt, die später noch in seinen okkulten
Erlebnissen auftaucht.
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1875 |
Zu Frauen hatte Strindberg
stets ein zwiespältiges Verhältnis, das immer wieder
zwischen Verehrung und Verachtung schwankte. Im April beendet
er die Beziehung zu der Kellnerin Ida Charlotta Olsson,
die er für anderthalb Jahre eingegangen war:
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Doch als er
dann als Beamter in die Bibliothek eintrat, stellte er eine
erneute Veränderung fest. Jetzt, da er Aufstiegschancen
zeigte, erwachte in ihr die Furcht, ihn zu verlieren, und
ihr Unterklasseninstinkt mahnt sie, ihn unten zu halten. Er
wiederum versucht, sich ans Land zu retten, indem er die Gelegenheit
sucht, einer großen und reinen Neigung zu begegnen.
Darunter verstand er ein Mädchen von seinem Stand und
seiner Bildung, mit der er sich verloben und später verheiraten
konnte. Trotz aller Skepsis existierte sie noch, die Madonnenverehrung...
Statt eine kräftige Mutter zu suchen, sucht er eine auf
der gesellschaftlichen Skala Höherstehende.
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Schon im Juni sollte
ihm die Frau begegnen, die ganz seinem Idealbild entsprach:
Siri Wrangel, geb. Sigrid Sophia von Essen. Als
Tochter des adeligen Offiziers Carl Reinhold von Essen
auf einem Gut bei Helsinki geboren, war sie mit der Familie
nach Stockholm übersiedelt und hier 1872 mit Baron Carl
Gustav Wrangel verheiratet worden, einem Offizier des königlichen
Infanterieregiments und Nachfahre jenes legendären Feldmarschalls
Wrangel, der ob seiner Taten im Dreißigjährigen
Krieg als Nationalheld verehrt wurde. Eingebunden in die vornehmsten
Kreise des schwedischen Adels, mußte Siri ihren Lebenstraum,
Schauspielerin zu werden, zurückdrängen. Durch den
jungen Strindberg wurde ihre Leidenschaft für das Theater
wieder geweckt. Als enger Freund der Familie ging er im Heim
der Wrangels in der Norrtullsgatan, das ihm wohlbekannt
war, da es seine Eltern ab 1864 für einige Jahre gemietet
hatten, bald aus und ein. Als Strindberg bewusst wird, dass
er sich unsterblich in Siri verliebt hat, ergreift er im Oktober
die Flucht, läßt sich vom Dagens Nyheter nach
Paris schicken, besteigt zunächst den Dampfer Richtung
Le Havre, geht aber in Dalarö wieder an Land, läuft
atemlos durch die Wälder, schwimmt ins kalte Meer hinaus:
... mit der
Schläue eines Wahnsinnigen gedachte ich in bester Ordnung
ums Leben zu kommen, indem ich mir eine Lungenentzündung
oder etwas Ähnliches zuzog...
Währenddessen
hatte Gustav Wrangel ein Verhältnis mit Siris neunzehnjähriger
Cousine Sofia begonnen, und Siri ergreift nun
die Initiative:
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Siri
von Essen, um 1880
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Sie sind so
bedeutend - stehen so hoch über mir - Sie könnten
(wage ich solches Wort anzuwenden?) mich lieben? - Es ist
nicht nur mein weiblicher Stolz, der sich geschmeichelt fühlt
- ich liebe Sie!
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1876 |
Strindberg holt nun
seine Paris-Reise ohne viel Enthusiasmus nach. Im Mai wird die
Ehe von Gustav und Siri geschieden und Strindberg
bricht endgültig mit seinem Vater.
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1877 |
Im Juni wird Siri
als vielversprechende Schauspielerin ans Königliche Theater
engagiert. Ende des Jahres übersiedelt die Königliche
Bibliothek in den Humlegården und Strindbergs Einkommen
wächst auf 1000 Kronen jährlich, was den Weg zur Ehe
mit Siri, die mittlerweile schwanger geworden ist, eröffnet.
Die Heirat erfolgt am 30. Dezember. Am 21. Jänner des folgenden
Jahres wird das Kind geboren, stirbt aber bald darauf.
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1879 |
Mit
dem Gesellschaftsroman Das rote Zimmer gelingt
Strindberg endlich der ersehnte künstlerische Durchbruch,
der ihn über Nacht in den Mittelpunkt des literarischen
Interesses rückt und ihm auch einen beträchtlichen
finanziellen Ertrag bringt. Er
hat damit «Berns'
Café», wo
er sich ehedem mit Journalisten, Malern, Offizieren und
anderen jungen Rebellen zu nächtlichen Gelagen versammelt hatte,
und die wie er zwischen wildem Aufbegehren und pessimistischer
Resignation im Stile Eduard
von Hartmanns, dessen Philosophie sie sich ganz verschrieben
hatten, schwankten, ein vielsagendes satirisches Denkmal gesetzt.
Trotz
sehr geteilter Meinungen der Kritiker werden bereits innerhalb
eines halben Jahres 7500 Exemplare verkauft und Strindberg wird
zum Wortführer der radikalen jungen Literaten erklärt.
Vorallem in Dänemark wird der Roman begeistert aufgenommen
und Strindberg wird von Edvard und Georg Brandes
als große Begabung gepriesen, und bald herrscht die einhellige
Meinung, dass mit diesem Werk der «Zola-Naturalismus»
in Schweden ausgebrochen sei.
Émile
Zola, dessen Werk Strindberg daraufhin erstmals zu studieren
beginnt, war der Begründer des Naturalismus.
Wie elektrisiert liest er dessen Roman L'assommoir (1877;
Die Schnapsbude) und resümiert schließlich
entmutigt über sich selbst:
Als er das Buch gelesen
und über die intensive Kraft der Schilderung und die
Unerschrockenheit bei der Behandlung des Motivs gestaunt hatte,
hielt er sich für überflüssig. Was er hatte
tun wollen, war also schon geschehen, auch auf dem Gebiet
des Romans.
Der Verleger Fritzes
bietet Strindberg die beachtliche Summe von 10.000 Kronen für
eine schwedische Kulturgeschichte. 1881 und 1882 erscheinen
bereits die beiden 500 Seiten starken Bände Das
schwedische Volk, das mit seiner gelungenen Mischung
von Fiktion und Dokumenten, die sich durch Strindbergs Bibliotheksarbeit
als fruchtbarer Rohstoff angesammelt hatten, neue Maßstäbe
auf dem Gebiet des populärwissenschaftlichen Sachbuchs
setzte.
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Émile
Zola (1840-1902) begründete die Strömung des Naturalismus,
welche die Wirklichkeit unter Einbeziehung subjektiver Erwägungen
getreu abzubilden suchte (Die Kunst ist ein Stück
Natur, gesehen durch ein Temperament"). Unter dem Eindruck
der Philosophie Comtes,
der Evolutionstheorie Darwins,
der Milieutheorie Taines
und der Experimentalmedizin Bernards
entwickelte Zola sein Konzept des wissenschaftlich fundierten
Romans, wobei die Auswirkungen von Vererbung und sozialem Milieu
im Mittelpunkt standen. Das Ziel war eine umfassende Darstellung
aller Bereiche der menschlichen Existenz und die Darlegung politisch-sozialer
Missstände.
"Zola,
Émile," Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2002
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1880 |
Am 26. Februar wird
die Tochter Karin geboren.
Am 3. Mai wird die
Komödie Das Geheimnis der Gilde
am Dramatischen Theater uraufgeführt, das auch eine Frucht
der kulturhistorischen Studien Strindbergs ist. Strindbergs
Grundthema, der Konflikt zwischen beharrenden und erneuernden
Kräften, ist hier ins Uppsala von 1402 verlegt, wo die
traditionsverhaftete Baugilde, die längst das Geheimnis
der Baukunst, nämlich den wahren Glauben, verloren hatte,
nicht den begabten Steinmetz Sten zum Leiter des Dombaus beruft,
sonder Jaques, den Sohn des vorigen. Dem gelingt es zwar, den
Turm zu vollenden, doch stürzt er wieder ein.
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1881 |
Ende des Jahres kommt
endlich auch Meister Olof
zur Aufführung.
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1882 |
Das
schwedische Volk wird bald allgemein sehr beliebt
- aber von Kritikern und Fachgelehrten scharf angegriffen.
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1882 |
Satiren über die schwedische
Gesellschaft
Gedichte: Wundfieber,
Schlafwandler
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1884 |
Heiraten
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1885 |
Schweizer
Novellen |
1886 |
Der Sohn einer Magd
Die Entwicklung einer
Seele
Unter französischen Bauern
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August Strindberg
Christian Krohg, 1893
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1887 |
Der Vater
Die Leute auf Hemsö
Die Beichte eines Toren
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1888 |
Fräulein
Julie |
August Strindberg
in den 90er Jahren
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1894 |
Antibarbarus
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1897 |
Inferno
Legenden I
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1898 |
Legenden II (Jakob
ringt)
Kloster Advent
Nach Damaskus I u. II
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1899 |
Rausch
Historische Dramen
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1900 |
Ostern
Totentanz I u. II
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1901 |
Historische Dramen
Schwanenweiß
Nach Damaskus III
Ein Traumspiel
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1903 |
Einsam
Die Nachtigall von Wittenberg
Märchen
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1904 |
Die gotischen Zimmer
Schwarze Fahnen
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1905 |
Historische Miniaturen
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1906 |
Ein
Blaubuch
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1907 |
Ein
neues Blaubuch
Kammerspiele
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1908 |
Jahreszeitspiele
Historische Dramen
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1909 |
Das
dritte Blaubuch
Die große Landstraße
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1910 |
Reden an die schwedische
Nation
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1911 |
Die Ahnen unserer
Weltsprache
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1912 |
Das Extrablaubuch
Am 14. Mai stirbt August Strindberg an Magenkrebs.
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