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Johann Wolfgang

von


Goethe

(1749-1832)

Johann Wolfgang von Goethe

 

Inszenierungen des ODYSSEE-Theaters:


Zeittafel zu Leben und Werk

1813 - 1832

1749- 1765- 1771- 1775- 1786- 1794- 1806 - 1813- 1832

Dieses Symbol verweist jeweils auf weiterführende Texte Goethes Dieses Symbol verweist jeweils auf weiterführende Texte Goethes, insbesondere auf seine autobiographischen Schriften "Dichtung und Wahrheit" und "Italienische Reise" bzw. auf Eckermanns "Gespräche mit Goethe".

Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiß ich's Wahrheit.
Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige. [1]

 

Die letzten Lebensjahrzehnte (1813-1832)

1813 Völkerschlacht bei Leipzig.
Die Völkerschlacht bei Leipzig
Die Völkerschlacht bei Leipzig 1813.

Auflösung der Ilmenauer Bergwerkskommission.

Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil

Gefunden - Christiane Vulpius gewidmet.

Der Totentanz

Im November lernt Goethe Arthur Schopenhauer kennen.

Johann Wolfgang von Goethe im 68. Lebensjahr
Johann Wolfgang von Goethe 
im 68. Lebensjahr.
Kolorierter Stich von Johann Müller
 nach einer Kreidezeichnung des 
Weimarer Hofmalers 
Ferdinand Jagemann.

 

Goethe um 1818
Goethe um 1818
Ölgemälde von Ferdinand Jagemann
1814

Reisen an den Rhein. Liebe zu Marianne von Willemer, die das Urbild der Suleika in Goethes später veröffentlichter Gedichtsammlung West-östlicher Divan ist, zu welcher Goethe durch die gemeinsame Lektüre des persischen Dichters Hafis (14. Jh.) inspiriert wurde. 

1815 Schlacht bei Waterloo. Napoleon wird besiegt und nach St. Helena verbannt. 

Im Februar wird Sachsen-Weimar-Eisenach durch Beschluss des Wiener Kongresses (1814/15)zum Großherzogtum erhoben.

Goethe wird Erster Minister und führt die Oberaufsicht über die Anstalten für Kunst und Wissenschaft.  

Zweite Reise an den Rhein, den Main und an die Neckar. Mit dem preußischen Reformer Karl von und zum Stein besichtigt Goethe den Kölner Dom und die Wallraf-Kunstsammlung.

Zusammentreffen mit den Brüdern Grimm und den Familien Brentano und Städel.

1816 Am 6. Juni stirbt Christiane von Vulpius. Nach dem Tod Christianens

Charlotte Kestner besucht Goethe in Weimar; die daraus resultierenden Begegnungen verliefen aber durchweg förmlich und steif, wohl auch wegen Goethes damaliger Krankheit.

Juli bis September ist Goethe in Bad Tennstedt.

Italienische Reise

1817 Von März bis August und von November bis Dezember ist Goethe häufig in Jena.

Am 17. Juni vermählt sich Goethes Sohn August mit Ottilie von Pogwisch.

1818 Juli bis September verbringt Goethe in Karlsbad.
1819

Goethe wird Ehrenmitglied der von Freiherr von und zum Stein gegründeten Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, die er in der Folgezeit durch mehrere Beiträge für die Quellensammlung Monumenta Germaniae unterstützt. 

Von August bis September ist Goethe in Karlsbad.

West-östlicher Divan

Allerdings

Dem Physiker

»Ins Innre der Natur -«
O du Philister! -
»Dringt kein erschaffner Geist.«
Mich und Geschwister
Mögt ihr an solches Wort
Nur nicht erinnern: Wir denken:
Ort für Ort Sind wir im Innern.
»Glückselig, wem sie nur
Die äußre Schale weist!«
Das hör ich sechzig Jahre wiederholen,
Ich fluche drauf, aber verstohlen;
Sage mir tausend tausend Male:
Alles gibt sie reichlich und gern;
Natur hat weder Kern Noch Schale,
Alles ist sie mit einem Male.
Dich prüfe du nur allermeist,
Ob du Kern oder Schale seist.

Johann Wolfgang von Goethe 1828
Johann Wolfgang von Goethe 1828
Ausschnitt aus dem Ölgemälde von
Joseph Karl Stieler
(Neue Pinakothek, München)
1820

Goethe beschäftigt sich mit meteorologischen Beobachtungen: Wolkengestalt nach Howard, die sich auch in dem Gedicht Howards Ehrengedächtnis widerspiegeln.

Von April bis Mai hält sich Goethe in Karlsbad auf.

September: Geburt des Enkels Wolfgang.

Zahme Xenien

Ulrike von Levetzow 1821
Ulrike von Levetzow
Pastell, 1821
1821 Von Juli bis September ist Goethe in Marienbad und Eger. 

Begegnung mit Amalie von Levetzow und ihren drei Töchtern, darunter die 18jährige Ulrike von Levetzow, der Goethe einen Heiratsantrag macht, den sie aber ablehnt, da sie ihn mehr oder weniger als Scherz aufgefasst hat.

1822 Die Zeit von Juni bis August verbringt Goethe in Marienbad und Eger.

Kampagne in Frankreich

1823 Von Februar bis März laboriert Goethe an einer Herzbeutel- und Rippenfellentzündung.

Am 10. Juni wird Goethe erstmals von Johann Peter Eckermann besucht und beginnt seine Gespräche mit Goethe aufzuzeichnen: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens.

Von 1823 an sind die Jahreszahlen unmittelbar mit den entsprechenden Aufzeichnungen Eckermanns verlinkt!

Von Juli bis September weilt Goethe in Marienbad, Eger und Karlsbad.

Die Marienbader Elegie entsteht.

Johann Peter Eckermann (1792 - 1854)
Johann Peter Eckermann
(1792 - 1854)
1824 Goethe bereitet die Herausgabe seines Briefwechsels mit Schiller vor.

Im Juli wird Goethe von Bettina von Arnim besucht und im Oktober  von Heinrich Heine.

Die meteorologischen Vorstellungen Goethes

1825

Goethe wendet sich entschieden gegen die Meinung, dass kosmische, planetarische Einflüsse das Wettergeschehen mitbestimmen. Dieses ist ihm ein rein tellurisches Phänomen, das er als gleichsam lebendigen rhythmischen Atmungsvorgang der Erde auffasst, den er studiert, indem er die räumlichen und zeitlichen Schwankungen des Barometerstandes beobachtet. Goethe spricht sich darüber aus in seinem Versuch einer Witterungslehre:

Hiernach werden also zwei Grundbewegungen des lebendigen Erdkörpers angenommen und sämtliche barometrische Erscheinungen als symbolische Äußerung derselben betrachtet. Zuerst deutet uns die sogenannte Oszillation auf eine gesetzmäßige Bewegung um die Achse, wodurch die Umdrehung der Erde hervorgebracht wird, woraus denn Tag und Nacht erfolgt. Dieses Bewegende senkt sich in vierundzwanzig Stunden zweimal und erhebt sich zweimal, wie solches aus mannigfaltigen bisherigen Beobachtungen hervorgeht; wir versinnlichen sie uns als lebendige Spirale, als belebte Schraube ohne Ende; sie bewirkt als anziehend und nachlassend das tägliche Steigen und Fallen des Barometers unter der Linie; dort, wo die größte Erdmasse sich umrollt, muß sie am bemerklichsten sein, gegen die Pole sich vermindern, ja Null werden, wie auch schon von Beobachtern ausgesprochen ist. Diese Rotation hat auf die Atmosphäre entschiedenen Einfluß; Klarheit und Regen erscheinen tagtäglich abwechselnd, wie die Beobachtungen unter dem Äquator deutlich beweisen.

Die zweite allgemein bekannte Bewegung, die wir einer vermehrten oder verminderten Schwerkraft gleichfalls zuschreiben und sie einem Ein- und Ausatmen vom Mittelpunkte gegen die Peripherie vergleichen, diese darzutun haben wir das Steigen und Fallen des Barometers als Symptom betrachtet. Versuch einer Witterungslehre, 1825

Goethes Ansicht nach ist es die rhythmisch wechselnde, pulsierende  Anziehungskraft der Erde, welche die im Wettergeschehen chaotisch waltenden Elemente so bändigt, dass sie sich in einen gesetzmäßig geordneten Ablauf einfügen:

Die Elemente sind die Willkür selbst zu nennen; die Erde möchte sich des Wassers immerfort bemächtigen und es zur Solideszenz zwingen, als Erde, Fels oder Eis, in ihren Umfang nötigen. Ebenso unruhig möchte das Wasser die Erde, die es ungern verließ, wieder in seinen Abgrund reißen. Die Luft, die uns freundlich umhüllen und beleben sollte, rast auf einmal als Sturm daher, uns niederzuschmettern und zu ersticken. Das Feuer ergreift unaufhaltsam, was von Brennbarem, Schmelzbarem zu erreichen ist. Diese Betrachtungen schlagen uns nieder, indem wir solche so oft bei großem, unersetzlichem Unheil anzustellen haben. Herz und Geist erhebend ist dagegen, wenn man zu schauen kommt, was der Mensch seinerseits getan hat, sich zu waffnen, zu wehren, ja seinen Feind als Sklaven zu benutzen.

Das Höchste jedoch, was in solchen Fällen dem Gedanken gelingt, ist: gewahr zu werden, was die Natur in sich selbst als Gesetz und Regel trägt, jenem ungezügelten, gesetzlosen Wesen zu importieren. Wie viel ist nicht davon zu unserer Kenntnis gekommen. Hier dürfen wir nur des Nächsten gedenken.

Die erhöhte Anziehungskraft der Erde, von der wir durch das Steigen des Barometers in Kenntnis gesetzt sind, ist die Gewalt, die den Zustand der Atmosphäre regelt und den Elementen ein Ziel setzt; sie widersteht der übermäßigen Wasserbildung, den gewaltsamsten Luftbewegungen; ja, die Elektrizität scheint dadurch in der eigentlichsten Indifferenz gehalten zu werden.

Niederer Barometerstand hingegen entläßt die Elemente, und hier ist vor allen Dingen zu bemerken, daß die untere Region der Kontinental-Atmosphäre Neigung habe, von Westen nach Osten zu strömen; Feuchtigkeit, Regengüsse, Wellen, Wogen, alles zieht milder oder stürmischer ostwärts, und wo diese Phänomene unterwegs auch entspringen mögen, so werden sie schon mit der Tendenz, nach Osten zu dringen, geboren. Versuch einer Witterungslehre, 1825

In seiner Farbenlehre hatte Goethe Licht und Finsternis als jene Urpolaritäten erkannt, die vermittels der trüben Materie derart miteinander wechselwirken, dass daraus die Farberscheinungen entstehen. Eine analoge Polarität scheint ihm das Wettergeschehen zu beherrschen:

Ebenso haben wir nun Anziehungskraft und deren Erscheinung, Schwere, an der einen Seite, dagegen an der andern Erwärmungskraft und deren Erscheinen, Ausdehnung, als unabhängig einander gegenübergestellt; zwischen beide hinein setzten wir die Atmosphäre, den von eigentlich sogenannten Körperlichkeiten leeren Raum, und wir sehen, je nachdem obgenannte beide Kräfte auf die feine Luftmaterialität wirken, das, was wir Witterung nennen, entstehen und so das Element, in dem und von dein wir leben, aufs mannigfaltigste und zugleich gesetzlichste bestimmt. Versuch einer Witterungslehre, 1825

Im Februar nimmt Goethe wieder die Arbeit an seinem Faust auf.

Franz Schubert schickt seine Vertonungen der Gedichte An Schwager Kronos, An Mignon und Ganymed, aber Goethe antwortet ihm nicht. 

Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Jena. 

1826 Der Helena-Akt (3. Akt) von Goethes Faust wird niedergeschrieben.

Von August bis September wird Goethe wieder von Bettina von Arnim besucht.

Im September/Oktober ist Franz Grillparzer für einige Tage bei Goethe zu Gast.

Im Dezember sind Alexander und Wilhelm von Humboldt zu Besuch.

Novelle

Goethe 1826
Goethe 1826
Kreidezeichnung von
Julius Ludwig Sebbers
1827 Im Januar stirbt Charlotte von Stein.

Besuche von Zelter und Hegel

Oktober: Geburt der Enkelin Alma.

Zahme Xenien

1828 Am 14. Juni stirbt Großherzog Carl August.
Von Juli bis September zieht sich Goethe auf die Dornburg zurück.

Besuch von Ludwig Tieck.

Johann Wolfgang von Goethe
Gemälde von Josef Stieler, 1828
1829

Wilhelm Meisters Wanderjahre. Neben vielem anderen findet sich hier auch ein bedeutsames Beispiel für Goethes kosmisch-mystische Vertiefung, die hier durch die merkwürdige Persönlichkeit Makariens dargestellt wird:

Makarie befindet sich zu unserm Sonnensystem in einem Verhältnis, welches man auszusprechen kaum wagen darf. Im Geiste, der Seele, der Einbildungskraft hegt sie, schaut sie es nicht nur, sondern sie macht gleichsam einen Teil desselben; sie sieht sich in jenen himmlischen Kreisen mit fortgezogen, aber auf eine ganz eigene Art; sie wandelt seit ihrer Kindheit um die Sonne, und zwar, wie nun entdeckt ist, in einer Spirale, sich immer mehr vom Mittelpunkt entfernend und nach den äußeren Regionen hinkreisend.

Wenn man annehmen darf, daß die Wesen, insofern sie körperlich sind, nach dem Zentrum, insofern sie geistig sind, nach der Peripherie streben, so gehört unsere Freundin zu den geistigsten; sie scheint nur geboren, um sich von dem Irdischen zu entbinden, um die nächsten und fernsten Räume des Daseins zu durchdringen. Diese Eigenschaft, so herrlich sie ist, ward ihr doch seit den frühsten Jahren als eine schwere Aufgabe verliehen. Sie erinnert sich von klein auf ihr inneres Selbst als von leuchtendem Wesen durchdrungen, von einem Licht erhellt, welchem sogar das hellste Sonnenlicht nichts anhaben konnte. Oft sah sie zwei Sonnen, eine innere nämlich und eine außen am Himmel, zwei Monde, wovon der äußere in seiner Größe bei allen Phasen sich gleich blieb, der innere sich immer mehr und mehr verminderte. [6]

Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen!
    Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?
Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume,
    Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht.
Friedrich Schiller, An die Astronomen
Faust I.  wird in Braunschweig uraufgeführt.
Goethes Sohn August von Goethe, um 1823
Goethes Sohn August von Goethe
Kreidezeichnung von Joseph Schmeller, um 1823
Goethe in seinem Arbeitszimmer, 1831
Goethe in seinem Arbeitszimmer,
dem Kopisten Johann August John diktierend.
Ölgemälde von 
Joseph Schmeller, 1831
Stiftung 
Weimarer Klassik, 
Goethe-Nationalmuseum
1830

Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy besucht Goethe im Mai/Juni.

Um Distanz von seinen häuslichen und dienstlichen Verpflichtungen zu bekommen, unternimmt Goethes Sohn August von Goethe, nicht zuletzt auf den Rat seines Vaters hin, eine ausgedehnte Reise nach Italien. In Rom erliegt er am 27. Oktober einer Pockeninfektion. Um eine würdige Bestattung und um die Verwahrung des Nachlasses kümmerte sich August Kestner, der Sohn von Johann Christian und Charlotte Kestner, der bereits 1817 als hannoverscher Gesandtschaftssekretär nach Rom gekommen war und seitdem hier lebte und als Diplomat und besonders auch als Kunstsammler tätig war.

Am 10. November erfährt Goethe vom Tod seines Sohnes und erleidet gegen Ende November einen Blutsturz.

Dichtung und Wahrheit, Vierter Teil

1831

Am 22. Juni beendet Goethe Faust - Der Tragödie zweiter Teil, das mit dem Credo seines Lebens endet:

CHORUS MYSTICUS.

Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.

(Faust II, 5.Akt)

Im August hält sich Goethe in Ilmenau auf.

1832 Über den Regenbogen

Am 17. März äußert sich Goethe in einem Brief an Wilhelm von Humboldt das letzte Mal über seinen Faust.

Mitte März beginnt die kurze Todeskrankheit Goethes. Sein behandelnder Arzt, Dr. Carl Vogel berichtet:

Da wurde ich am 16ten März zu ungewöhnlich früher Stunde, schon um 8 Uhr Morgens, zu Goethe beschieden. -- In der Regel sah ich ihn in ärztlicher und amtlicher Beziehung jeden Vormittag erst um 9 Uhr, und hatte am vorigen Tage, nach langer Unterhaltung, ihn sehr heiter und wohl um diese Zeit verlassen. -- Ich fand ihn im Bette schlummernd. Bald erwachte er, konnte sich indessen nicht sogleich völlig ermuntern, und klagte, er habe sich bereits gestern, während der Rückkehr von einer, in sehr windigem, kaltem Wetter, zwischen 1 und 2 Uhr Nachmittags unternommenen Spatzierfahrt unbehaglich gefühlt, darauf nur wenig und ohne rechten Appetit essen mögen, das Bette zeitig gesucht und in demselben eine zum grössten Theile schlaflose Nacht, unter öfters wiederkehrendem, trocknem, kurzem Husten, mit Frösteln abwechselnder Hitze, und unter Schmerzen in den äussern Theilen der Brust unangenehm genug verbracht. Am wahrscheinlichsten sei eine Erkältung, die er sich vor dem Ausfahren bei dem Herübergehen aus seinem sehr stark geheizten Arbeitszimmer über den kalten Flur in die nach der Strasse zu gelegenen Gesellschaftszimmer, leicht zugezogen haben könne, Ursache der gegenwärtigen Leiden. [7]

Am 22. März, mittags um halb zwölf Uhr stirbt Goethe 82-jährig nach einwöchiger Krankheit. Dr. Carl Vogel berichtet über die letzten Momente von Goethes Leben:

Die Sprache wurde immer mühsamer und undeutlicher. "Mehr Licht" sollen, während ich das Sterbezimmer auf einen Moment verlassen hatte, die letzten Worte des Mannes gewesen seyn, dem Finsterniss in jeder Beziehung stets verhasst war. Als später die Zunge den Gedanken ihren Dienst versagte, malte er, wie auch wohl früher, wenn irgend ein Gegenstand seinen Geist lebhaft beschäftigte, mit dem Zeigefinger der rechten Hand öfters Zeichen in die Luft, erst höher, mit den abnehmenden Kräften immer tiefer, endlich auf die über seinen Schooss gebreitete Decke. Mit Bestimmtheit unterschied ich einigemal den Buchstaben W. und Interpunctionszeichen. 

Um halb zwölf Uhr Mittags drückte sich der Sterbende bequem in die linke Ecke des Lehnstuhls, und es währte lange, ehe den Umstehenden einleuchten wollte, dass Goethe ihnen entrissen sey. 

So machte ein ungemein sanfter Tod das Glücksmaass eines reich begabten Daseyns voll. [7]

Eckermann sah am nächsten Tag den Toten:

Auf dem Rücken ausgestreckt, ruhte er wie ein Schlafender. Tiefer Friede und Festigkeit waltete auf den Zügen seines erhaben-edlen Gesichts. Die mächtige Stirn schien noch Gedanken zu hegen. [8]

Am 26. März wurde die sterbliche Hülle Goethes in der Weimarer Fürstengruft beigesetzt.

Es irrt der Mensch, solang' er strebt.
(Faust I, Prolog im Himmel)
Friedrich Preller, Goethe auf dem Totenbett. 1832
Goethe auf dem Totenbett
Friedrich Preller, 1832
Bleistift und Graphit
Stiftung 
Weimarer Klassik, Museen
Quelle: biblint.de
Gerettet ist das edle Glied
Der Geisterwelt vom Bösen,
Wer immer strebend sich bemüht,
Den können wir erlösen.
Und hat an ihm die Liebe gar
Von oben teilgenommen,
Begegnet ihm die selige Schar
Mit herzlichem Willkommen.
(Faust II, 5.Akt)

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[1] Goethe, Maximen und Reflexionen, Goethe-BA Bd. 18, S. 504

[2] Goethe, Tag- und Jahreshefte, Goethe-BA Bd. 16, S. 16

[5] Goethe, Farbenlehre, siehe http://www.farben-welten.de/farbenlehre/1physiologisch/vorwort.htm

[6] Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, III. Buch, 15. Kapitel, siehe http://gutenberg.spiegel.de/goethe/meisterw/mstw315.htm

[7] Carl Vogel, Die letzte Krankheit Goethe's. Nebst einer Nachschrift von C.W. Hufeland. In: Journal der practischen Heilkunde, 1833, S. 3-32, siehe http://www.odysseetheater.com/goethe/goethe_tod.htm

[8] J. P. Eckermann, Gespräche mit Goethe, II. Teil, 23. März 1832, siehe http://gutenberg.spiegel.de/eckerman/gesprche/gsp2118.htm

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