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Johann Wolfgang
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Zeittafel zu Leben und Werk1765 - 1770
Ob seiner Eleganz wurde Leipzig gerne auch als "Klein-Paris" bezeichnet. Die Promenade war ein beliebter Treffpunkt der jungen Damen und Herren.Bekanntschaft mit der Leipziger
Gastwirtstochter Im Dezember beginnt Goethe
Zeichenunterricht bei dem Maler, Kupferstecher und Bildhauer
Adam Friedrich Oeser Schon sein Äußeres war
sonderbar genug. Hager und wohlgebaut, weit in den Dreißigen, eine sehr
große Nase und überhaupt markierte Züge; eine Haartour, die man wohl
eine Perücke hätte nennen können, trug er vom Morgen bis in die
Nacht, kleidete sich sehr nett und ging niemals aus, als den Degen an
der Seite und den Hut unter dem Arm. Er war einer von den Menschen, die
eine ganz besondere Gabe haben, die Zeit zu verderben, oder vielmehr,
die aus nichts etwas zu machen wissen, um sie zu vertreiben. Alles, was
er tat, mußte mit Langsamkeit und einem gewissen Anstand geschehen, den
man affektiert hätte nennen können, wenn Behrisch nicht schon von
Natur etwas Affektiertes in seiner Art gehabt hätte. Er ähnelte einem
alten Franzosen, auch sprach und schrieb er sehr gut und leicht französisch.
Seine größte Lust war, sich ernsthaft mit possenhaften Dingen zu beschäftigen,
und irgend einen albernen Einfall bis ins Unendliche zu verfolgen.
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Das Frankfurter
Arbeitszimmer
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Die von Heiterkeit
geprägte anakreontische Gedichtsammlung Abdruck des
Gedichtes |
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1767 | Goethes
künstlerische Begabungen richteten sich nicht nur auf die
Dichtkunst. Auch als Zeichner war er hochbegabt und konnte
sich lange nicht entscheiden, worauf er sein Schwergewicht
legen sollte. Eine innige Beziehung zum Licht und seinen
Farben zeichnete ihn ein Leben lang aus und prägte seinen
Dichtungen einen unverkennbar konkret bildhaften Charakter
auf, und so war sein Sinnen und Dichten zugleich immer auch
ein Schauen. Dass Goethe in späteren Jahren als Naturforscher
eine eigene Der universelle Forscher und Dichter Goethe war wie kein zweiter ein Mensch des Augen-Sinns: Es war nicht allein die äußere Erscheinung seiner Augen - die dunkelbraunen Pupillen waren mit einem blauen Rand umgeben - die jeder seiner Gesprächspartner beeindruckt bemerkte, sondern deren nie ruhende Eindringlichkeit. [1] Johann Wolfgang Goethe,
Wartburg mit Mönch und Nonne, 14.12.1807 (?).
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1768 | Am
8. Juni wird Dieser ungeheuere Vorfall tat eine ungeheuere Wirkung; es
war ein allgemeines Jammern und Wehklagen, und sein frühzeitiger
Tod schärfte die Aufmerksamkeit auf den Wert seines Lebens.
Ja vielleicht wäre die Wirkung seiner Tätigkeit, wenn er sie
auch bis in ein höheres Alter fortgesetzt hätte, nicht so
groß gewesen, als sie jetzt werden mußte, da er, wie mehrere
außerordentliche Menschen, auch noch durch ein seltsames und
widerwärtiges Ende vom Schicksal ausgezeichnet worden. |
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Leipziger
Liederbuch: zehn
Gedichte zu Kompositionen von Bernhard Theodor Breitkopf. Kurz bevor sich Käthchen mit dem späteren Vizebürgermeister von Leipzig, Christian Karl Kanne, verlobte, löste er seine doch nur in der Phantasie bestehende Beziehung zur Wirtstochter und erlitt einen völligen psychischen und physischen Zusammenbruch. Die schwere Erkrankung mündete in einen Blutsturz und am 28. August reiste Goethe aus Leipzig ab. Die langwierige Erkrankung führte zu einem radikalen Umbruch und zu einer starken geistigen Vertiefung von Goethes Leben: |
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Eines Nachts wachte ich mit einem heftigen Blutsturz auf, und hatte noch soviel Kraft und Besinnung, meinen Stubennachbar zu wecken. Doktor Reichel wurde gerufen, der mir aufs freundlichste hülfreich ward, und so schwankte ich mehrere Tage zwischen Leben und Tod, und selbst die Freude an einer erfolgenden Besserung wurde dadurch vergällt, daß sich, bei jener Eruption, zugleich ein Geschwulst an der linken Seite des Halses gebildet hatte, den man jetzt erst, nach vorübergegangner Gefahr, zu bemerken Zeit fand. Genesung ist jedoch immer angenehm und erfreulich, wenn sie auch langsam und kümmerlich vonstatten geht, und da bei mir sich die Natur geholfen, so schien ich auch nunmehr ein anderer Mensch geworden zu sein: denn ich hatte eine größere Heiterkeit des Geistes gewonnen, als ich mir lange nicht gekannt, ich war froh, mein Inneres frei zu fühlen, wenn mich gleich äußerlich ein langwieriges Leiden bedrohte.
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1768-1770 | Langsame Genesung Goethes in
Frankfurt. Während der langen Krankheit
wird Goethe durch Sie
hatte
schon insgeheim Wellings »Opus mago-cabbalisticum«
studiert, wobei sie jedoch, weil der Autor das Licht, was er mitteilt,
sogleich wieder selbst verfinstert und aufhebt, sich nach einem Freunde umsah, der ihr in diesem
Wechsel von Licht und Finsternis Gesellschaft leistete. Es bedurfte nur einer geringen
Anregung,
um auch mir diese Krankheit zu inokulieren. Ich schaffte das Werk an,
das, wie alle Schriften dieser Art, seinen Stammbaum in gerader Linie
bis zur neuplatonischen Schule verfolgen konnte. Meine vorzüglichste
Bemühung an diesem Buche war, die dunklen Hinweisungen, wo der
Verfasser von einer Stelle auf die andere deutet und dadurch das, was er
verbirgt, zu enthüllen verspricht, aufs genauste zu bemerken und am
Rande die Seitenzahlen solcher sich einander aufklären sollenden
Stellen zu bezeichnen. Aber auch so blieb das Buch noch dunkel und
unverständlich genug; außer daß man sich zuletzt in eine gewisse
Terminologie hineinstudierte, und, indem man mit derselben nach eignem
Belieben gebarte, etwas, wo nicht zu verstehen, doch wenigstens zu sagen
glaubte. Gedachtes Werk erwähnt seiner Vorgänger mit vielen Ehren, und
wir wurden daher angeregt, jene Quellen selbst aufzusuchen. Wir wendeten
uns nun an die Werke des Theophrastus Paracelsus und Basilius
Valentinus; nicht weniger an Helmont, Starkey und andere, deren mehr
oder weniger auf Natur und Einbildung beruhende Lehren und Vorschriften
wir einzusehen und zu befolgen suchten. Mir wollte besonders die »Aurea
Catena Homeri« gefallen, wodurch die Natur, wenn auch vielleicht auf phantastische Weise, in einer
schönen Verknüpfung dargestellt wird; und so verwendeten wir teils einzeln, teils zusammen viele Zeit
an diese Seltsamkeiten, und brachten die Abende eines langen Winters,
während
dessen ich die Stube hüten mußte, sehr vergnügt zu, indem wir zu
dreien, meine Mutter mit eingeschlossen, uns an diesen Geheimnissen mehr
ergetzten, als die Offenbarung derselben hätte tun können. |
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1768 | ![]() |
Das Münster in
Straßburg.
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1769 | Goethe
beschäftigt sich mit Fragen der Kunsttheorie und setzt sich vor allem
mit ![]() ![]() ![]() |
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1770 |
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Vom April bis März 1771 setzte Goethe nun sein Jurastudium in Straßburg fort und besucht Vorlesungen in Geschichte, Staatswissenschaft, Anatomie, Chirurgie und Chemie. Beim gemeinsamen
Mittagstisch im nahe gelegenen Gasthaus in der Rue de l'Ail (Knoblauchgasse)
kommt er mit dem pietistischen Schriftsteller und
Arzt Im Gasthof Zum Geist trifft Goethe
zufällig mit Denn
das bedeutendste Ereignis, was die wichtigsten Folgen für mich haben
sollte, war die Bekanntschaft und die daran sich knüpfende nähere
Verbindung mit Herder...
Da seine Gespräche jederzeit
bedeutend waren, er mochte fragen, antworten oder sich sonst auf eine
Weise mitteilen; so mußte er mich zu neuen Ansichten täglich, ja stündlich
befördern. In Leipzig hatte ich mir eher ein enges und abgezirkeltes
Wesen angewöhnt, und meine allgemeinen Kenntnisse der deutschen
Literatur konnten durch meinen Frankfurter Zustand nicht erweitert
werden; ja mich hatten jene mystisch-religiösen chemischen Beschäftigungen
in dunkle Regionen geführt, und was seit einigen Jahren in der weiten
literarischen Welt vorgegangen, war mir meistens fremd geblieben. Nun
wurde ich auf einmal durch Herder mit allem neuen Streben und mit allen
den Richtungen bekannt, welche dasselbe zu nehmen schien.
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Herder bringt ihm die skurril antirationalistische, sybillinische
Gedankenwelt Im Oktober besucht Goethe erstmals
Sesenheim und macht die Bekanntschaft der Pfarrerstochter
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In diesem Augenblick trat sie wirklich in die Türe; und da ging fürwahr an diesem ländlichen Himmel ein allerliebster Stern auf. Beide Töchter trugen sich noch deutsch, wie man es zu nennen pflegte, und diese fast verdrängte Nationaltracht kleidete Friedriken besonders gut. Ein kurzes weißes rundes Röckchen mit einer Falbel, nicht länger, als daß die nettesten Füßchen bis an die Knöchel sichtbar blieben; ein knappes weißes Mieder und eine schwarze Taffetschürze - so stand sie auf der Grenze zwischen Bäuerin und Städterin. Schlank und leicht, als wenn sie nichts an sich zu tragen hätte, schritt sie, und beinahe schien für die gewaltigen blonden Zöpfe des niedlichen Köpfchens der Hals zu zart. Aus heiteren blauen Augen blickte sie sehr deutlich umher, und das artige Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft, als wenn es in der Welt keine Sorge geben könnte; der Strohhut hing ihr am Arm, und so hatte ich das Vergnügen, sie beim ersten Blick auf einmal in ihrer ganzen Anmut und Lieblichkeit zu sehn und zu erkennen.
Wie Goethe sich später erinnert,
beschäftigte er sich schon zu dieser Zeit mit dem Gedanken an
ein |
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Wolfgang
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